Sieben Fragen an Nils Holger Moormann

Zwischen Konventionen nimmt Nils Holger Moormann am liebsten Platz und macht es sich mit seinen Möbeln bequem, die alle ein bisschen so sind wie er selbst – asketisch, durchdacht, mit einem kleinen, fast unmerklichen Augenzwinkern. Als Autodidakt entwickelt er seit 1982 mit meist jungen, unbekannten Designern Möbel mit reduzierter Formensprache und präzisen Detaillösungen. Beim BLICKFANG Nachwuchswettbewerb Future Forward unterstützt er als Mentor junge Talente und nahm sich einen Tag Zeit, mit Wettbewerbs-Gewinner Kevin Gerstmeier ein persönliches Coaching durchzuführen.

Einen Tag später befragten wir Nils Holger Moormann und Kevin Gerstmeier zu dem arbeitsintensiven Tag.

"HERR MOORMANN, WARUM IST DIE GEZIELTE NACHWUCHSFÖRDERUNG IM BEREICH MÖBELDESIGN FÜR SIE HEUTE WICHTIGER DENN JE?"

"Ganz einfach: Weil ich Design liebe. Es kann nicht sein, dass heute nur die großen Firmen dicke, breite Straßen in die Landschaft legen, denen die anderen zu folgen haben. Wichtig ist heute mehr denn je, dass die Jugend zum Zug kommt. Ich unterstütze die BLICKFANG und ihr Konzept seit Jahren – daher kann ich gar nicht anders, als jetzt als Coach den Designnachwuchs persönlich zu fördern."

"WELCHE TIPPS GEBEN SIE ANGEHENDEN MÖBELDESIGNERN? "

"Lebensenergie, ein gesundes Maß an Sturheit, das aber nicht in Blödheit umkippen darf. Nicht zu unterschätzen sind große Neugier und eine wirkliche Leidenschaft für den Beruf. Und ja, dazu kommt auch die Bereitschaft, am Anfang seiner Karriere, und auch im Notfall, eine bescheidene Lebensweise zu akzeptieren. Das Tempo heute ist enorm. Wichtig ist daher, dass man sich auch mal Zeit lassen muss. Bei den Entwürfen. Beim Design. Beim Leben."

"WO KANN MAN SICH INSPIRIEREN LASSEN? "

"Vom Leben. Punkt. Letztlich inspiriert alles: Kultur, Literatur, Musik, Architektur, ja sogar und vor allem der eigene Job. Es ist unser wunderschöner Beruf, etwas neu machen zu können. Aus unseren vielen Bildern und Inspirationen Dinge neu zusammensetzen und auf neue Strömungen einzugehen. Und damit füllen wir einen Brunnen, der niemals voll wird oder gar überlaufen kann."

"WO HABEN SIE BEI KEVIN GERSTMEIER DAS GRÖSSTE POTENTIAL GESEHEN? "

"Mir hat es sehr gut gefallen, dass Kevin es schafft, sich von seinem bisherigen Beruf frei zu machen und sich den Unterschieden seines bisherigen und seines künftigen Berufs bewusst ist. Ich dachte mir häufiger „Der kanns wirklich bringen.“ Er ist bescheiden und zurückhaltend, ein Leiser. Und diese Eigenschaften tun Design manchmal auch sehr gut."

"WAS HAT SIE BEIM COACHING AM MEISTEN ÜBERRASCHT? "

"Ich habe von Kevin Gerstmeier lediglich seine Arbeiten gesehen. Für mich war am Schönsten, in ihm einen Menschen kennengelernt zu haben, der viel nachdenkt und bei dem man direkt sieht, dass die Arbeit mit dem einen Produkt nicht abgeschlossen ist, sondern es stetig weitergeht.

Fasziniert hat mich, dass er sich einer extrem schwierigen Aufgabe gestellt hat: Sich als Möbelschreinermeister von der perfekten sachlichen Seite zu lösen. Dass er sich mit seinem Fachwissen nicht einmauert und damit in der Lage ist, Design zu machen. Er verliert sich nicht in einer extremen Schreinerqualität, sondern er schafft Designqualität. Denn wir dürfen nicht vergessen: Möbelschreiner und Möbeldesigner sind zwei komplett unterschiedliche Berufe."

"Mir hat es sehr gut gefallen, dass Kevin es schafft, sich von seinem bisherigen Beruf frei zu machen und sich den Unterschieden seines bisherigen und seines künftigen Berufs bewusst ist. Ich dachte mir häufiger „Der kanns wirklich bringen.“ Er ist bescheiden und zurückhaltend, ein Leiser. Und diese Eigenschaften tun Design manchmal auch sehr gut."

"WO HABEN SIE BEI KEVIN GERSTMEIER DAS GRÖSSTE POTENTIAL GESEHEN? "

"Mich hat der Coachingtag wieder bestätigt, dass ich total Spaß an Design habe und mit der Designjugend arbeiten möchte. Man ist einfach dauernd gefordert. Es kann sein, dass man auch Dinge nicht versteht. Dass man sich neu eindenken muss. Die Designjugend ist ein wahrer Jungbrunnen!"

"IHR TAGESFAZIT IN EINEM SATZ?"

"Go, Kevin, go!"

5 FRAGEN AN KEVIN GERSTMEIER

"WAS HAST DU DIR VOM COACHING ERHOFFT?"

"Ich hatte keine besonderen Erwartungen an das Treffen mit Nils. Eine Woche davor haben wir uns zufällig auf der imm cologne getroffen und kurz kennengelernt. Bei der Verabschiedung meinte er zu mir „Und nächsten Donnerstag mach ich dich dann fertig!“ Aber da wusste ich ja schon, dass er ein sehr sympathischer Mensch ist und wir viele Leidenschaften miteinander teilen. Daher war ich mir vorab schon sicher, dass es ein genialer Tag mit viel Input und Inspiration werden wird."

"AUF WAS HAST DU DICH AM MEISTEN BEIM COACHINGTAG GEFREUT?"

"Ganz ehrlich und einfach: Nils Holger Moormann persönlich kennenzulernen. Ich liebe es, neue Menschen zu treffen – bei der BLICKFANG die Besucher, die sich für meine Möbel interessieren, beim Coachingtag meinen Mentor."

"WIE GEHT ES NACH DEM COACHING WEITER?"

"Mit viel Motivation. Nils hat mich bestärkt, so weiterzumachen, wie ich angefangen habe. Dass ich auf einem guten Weg bin, tut gut zu hören. Als allererstes bereite ich mich auf die BLICKFANG in Stuttgart vor, schreibe bis April meine Abschlussarbeit fertig und lerne für meine Abschlussprüfungen. Und zum Thema ‚Nils hätte mich fertig gemacht‘: Er hat mich fertig und bereit gemacht für die nächsten Schritte!"

"WAS WAR DAS WERTVOLLSTE, WAS DU AUS DEINER TEILNAHME AM FUTURE FORWARD WETTBEWERB MITNEHMEN KONNTEST?"

"Die Kontakte zu anderen Designern, zu kreativen Menschen, zu Produzenten und allen Designinteressierten. Mir hat es unglaublich viel Spaß gemacht, mit dem BLICKFANG-Team zusammenzuarbeiten. Ich freue mich auf weitere Kooperationen mit engagierten Menschen, die für gute Gestaltung leben."

"DEIN TAGESFAZIT IN EINEM SATZ."

"Ein genialer Tag! Was ich mitnehme? Weitermachen und nie aufhören mit dem, für das man brennt."

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